Geschichte

Burggräfler Wehr- und Schützenwesen bis 1814

 


Bereits seit 1160 wird das Etschtal zwischen Töll (später Schnalser Bach) und Gargazon – Passeier und Ulten mit eingeschlossen – als Burggrafenamt bezeichnet. Nicht wegen der vielen Burgen rund um die Stammburg, sondern weil der Burggraf von Tirol der Befehlshaber und Amtsverwalter dieses Landesteiles war. In den Jahren 1163 und 1183 wird neben anderen ein „Cunradis prefectus urbis de Tyrolis“ als Zeuge erwähnt.

1141 nennen sich Albert und Berthold, Söhne des Vinschgau-Grafen Albert erstmals „comites Tierollis“.

1253 geht das Gericht Ulten endgültig von den Grafen von Eppan/Ulten auf die Grafen von Tirol über. Die Talschaft wurde in 12 Werche eingeteilt, mit je einem Werchbürger an der Spitze. Sie waren Anführer im Krieg und Gerichtsgeschworene.

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Im Vertrag von 1271 wird das Land erstmals „Grafschaft Tirol genannt.

1271 wird das Land im Vertrag über die Länderteilung zwischen Meinhard II. und seinem Bruder Albert erstmals „Grafschaft Tirol“ genannt.

1272 erlässt Graf Meinhard II. von Tirol und Görz die Anordnung, dass „Purger de civitas de Merani“ Mauern und Stadt zu schützen und verteidigen haben.

1317 erhält Meran das Stadtrecht mit Siegel und Wappen (ungekrönter Tiroler Adler hinter einer mit Zinnen und Toren versehenen Stadtmauer).

1323 legt der Landtag in der ältesten deutschen ständischen Verfassung die Landesverteidigung so fest, dass im Notfall alle wehrhaften (tauglichen) Männer aufgeboten werden können.

1335 stirbt die männliche Linie der Tiroler Grafen mit dem Tod des Grafen Heinrich von Tirol aus. Habsburg und Wittelsbach wollten sich das Land gewaltsam aneignen, Tirol erkämpfe sich jedoch Einheit und Freiheit. Die Kämpfe fanden hauptsächlich im Norden und Osten des Landes statt, doch auch das Burggrafenamt stellte seine Aufgebote.

Erste urkundliche Erwähnung von Schützen im gleichen Jahr: Graf Heinrich von Görz verspricht, mit „30 Helmen und 20 Schützen“ (Armbrustschützen) den Herzögen von Österreich zu dienen.

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Der „Große Tiroler Freiheitsbrief“ von 1342

1342 schließen die Vertreter Tirols mit dem zweiten Gemahl Margarethes, dem Markgrafen Ludwig von Brandenburg noch vor dessen Hochzeit einen Vertrag, in welchem die Rechte und Freiheiten des Landes bestätigt werden. Es ist dies der „Große Tiroler Freiheitsbrief“ vom 28. Jänner 1342.

1347 führt Kaiser Karl IV. Krieg gegen Margarethe von Tirol, für seinen Bruder Jahann (den böhmischen Hansl) wollte er Tirol erobern. Schloss Tirol und die Stadtburg Ortenstein können gehalten werden, das Dorf Tirol, die Zenoburg und die Stadt Meran wurden jedoch niedergebrannt. Der Kaiser muss unverrichteter Dinge wieder abziehen.

1368 dankt Herzog Albrecht am Tage der H. Simon und Judas den Bürgern von Meran für die geleisteten Dienste im Krieg gegen die Herzöge von Bayern, die sich wieder einmal Tirols bemächtigen wollten.

1396 bestätigt dem Gericht Passeier seine Freiheiten, Rechte und Gewohnheiten, darunter das Recht, „schwert, messer und spiess (zu) tragen über velt und über gassen“ – nicht aber vor Gericht.

1406 aus diesem Jahr stammt das älteste bekannte Aufgebotsschreiben. Es richtet sich an das Gericht Passseier.

Die Herzöge Leopold IV. und Friedrich IV. erlassen eine Landesordnung, in der die Freiheiten des Adels, der Städte und allen „Landsvolks“ von Tirol bestätigt werden. Unter anderem ist darin enthalten, dass die Aufgebote nur einen Monat lang und nur innerhalb und an den Grenzen des Landes zu dienen verpflichtet sind.

1415/16 kommt Herzog Friedrich IV. – „mit der leeren Tasche“ – nach der Flucht aus der Konstanzer Reichshaft in Konflikt mit seinem Bruder Herzog Ernst. Auch die im Falkenbund zusammengeschlossenen Adligen wenden sich gegen ihn, sie strebten nach der Herrschaft über Tirol. Doch diese sind zu schwach, die Bürger und Bauern halten eisern zu ihrem Herzog Friedl. Die Aufgebote der Stadt Meran sowie von Bozen, St. Georgen, Ritten, Hafling, Mölten, Sarntal und Jenesien belagern und nehmen die Burg Greifenstein und andere Burgen.

1431 rückt ein Meraner Aufgebot von 54 Mann unter Ulrich von Matsch, Hauptmann an der Etsch, gegen Churer Bischof aus und belagert die Fürstenburg.

1460 wird im Musterungsregister aller Wehrfähigen eine (leider unbekannte) Anzahl von (Armbrust-)Schützen aus dem Gericht Schenna genannt.

1465 wird „zu ehren der stadt für Edle und Unedle“ ein Schießen am Schießstand vor dem Vinschgauer Tor gegeben, das 8 aufeinander folgende Sonntage dauert.

1487 stößt ein starkes venezianisches Heer im Zuge des von Herzog Sigmund vom Zaun gebrochenen Venedigerkrieges gegen Trient vor. Die Tiroler stellen und besiegen es bei Calliano (südlich von Trient). Die Aufgebote Laudegg, Thaur und Passeier zeichnen sich durch besondere Tapferkeit aus,

1496 wird ihnen dafür durch den Landesfürst und späteren Kaiser Maximilian am „sambstag nach sanct Mauricientag“ Wappen und Fahne verliehen.

1497 Am Freitag nach dem St. Lorenzitag bestätigt Kaiser Maximilian I. der Stadt Meran alle ihre Rechte und Freiheiten und verleiht ihr das „Vorstreitrecht“, d. h. das Meraner Aufgebot (Kompanie) darf als erste ausrücken, den Kampf eröffnen bzw. in Stadt oder Festung einmarschieren. Außerdem hat der Bürgermeister den Vortritt vor allen anderen Bürgermeistern.

1499 kam es zur Schlacht an der Calva. Sie endete am Mittwoch nach Pfingsten (22. Mai) mit einer schweren Niederlage für die Tiroler, dabei kamen 150 Mann aus dem Burggrafenamt ums Leben. Auch das Tiroler Hauptbanner fiel den Feinden in die Hände. Während die Engadiner plündernd und brandschatzend durch das Vinschgau zogen, erließ KaiserMaximilian ein allgemeines Aufgebot, welches in Meran zusammengezogen wurde. Nur die Ultner unter dem Werchbürger Jakob Marsoner zogen mit Fackeln, Trommeln und Hörnern über das Hohe Marchegg gegen Naturns, dann ohne Licht wieder zurück, und das gleich dreimal hintereinander. Die Engadiner glaubten sich von zwei Seiten durch mächtige Heerhaufen bedroht und zogen sich bis zum Ofenpass zurück.

[Bild: Schlacht an der Calva –

1504 fallen wieder einmal die Bayern in Tirol ein (Kufstein), die Stadt Meran schickt eine 59 Mann starke Kompanie mit Fähnrich, Waibl (Feldwebel), Pfeifern und Trommlern unter Hauptmann Georg Bucher. Dazu werden auch 28 Speere angekauft.

1508 wird der Meraner Schießstand von der „Mairan“ vor dem Vinschgauer Tor nach Süden vor dem Ultner Tor (heute Theaterplatz) verlegt.

1510 werden zunächst 25 Mann für drei Monate verpflegt, da der anhaltende Venediger Krieg Kaiser Maximilians immer wieder Aufgebote zum Schutz der südlichen Grenzen notwendig macht. Später folgt eine Truppe von 42 Mann, dann eine dritte von 42 Mann unter Hauptmann Empl. Die Zuzüge aus dem Burggrafenamt an die südlichen Grenzen dauern auch noch die folgenden Jahre an.

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Das Landlibell von 1511

1511 In den letzten Kriegen, besonders bei der Schlacht an der Calva, sind Mängel in der Landesverteidigung zutage getreten. Kaiser Maximilian als Landesfürst strafft und vereinheitlicht im Einvernehmen mit dem Landtag die einzelnen Aufgebotsordnungen und schuf das bekannte Landlibell. Es sah eine Verteidigungsmannschaft – je nach Bedrohung – in zwei Gruppen vor: das Aufgebot, das je nach Notwendigkeit 5000 bis 20.000 Mann umfasst und den Landsturm, wo bei einem plötzlichen Feindeinbruch alle Wehrfähigen vom 18. bis zum 60. Lebensjahr aufgeboten werden.

1518 veranstaltet Hans Lutz aus Augsburg ein großes Scheibenschießen. Zu diesem Anlass wird eine neue Schießhütte samt Dach gebaut. Außerdem werden den Schützen 2 Yhren Wein zum Geschenk gemacht (1 Yhr = 76 Liter).

1525 brach in einigen Gegenden der Bauernkrieg aus. Die Lehre Martin Luthers hatte sich nämlich in den Bergen Tirols verbreitet und fand ihre Anhänger besonders in den Gebieten, die noch direkt bild7_Fahnentr_bundschuhden Bischöfen untertan waren. Der religiösen Bewegung folgte soziale Gärung, die sich besonders in der Bischofsstadt Brixen entlud. Am 14. Mais überfiel ein wilder Haufen von ca. 2000 Leuten aus der Brixner Gegend das Meraner Klarissinnenkloster. Sie plünderten es aus, bedrohten und vertrieben die Nonnen. Diese flüchteten zu Meraner Bürgern, bei denen sie Schutz fanden. Die Wehrfähigen der Stadt wurden aufgeboten, sodass der Haufen flüchtete und nach Algund weiterzog.

Dort plünderten die Aufständischen das Kloster Steinach und ermordeten sogar mehrere Nonnen. Um die gestörte Ordnung einigermaßen wieder herzustellen, wurde im Burggrafenamt der erste Zuzug aufgeboten. In Meran versammelte sich ein Ausschuss der Vertreter der Städte und Gerichte.

1552 drohte ein Einfall der Franzosen über das Engadin und der Schmalkalden über das Obere Gericht. Um der Gefahr zu begegnen, wurde unter den Bürgern Musterung gehalten und die Ausrüstung ergänzt. Von den 78 aufgebotenen Männern waren 17 mit Langspießen, 7 mit Hellebarden, der Rest bereits mit Schusswaffen ausgerüstet.

1605 reformiert Erzherzog Maximilian III., der Regent von Tirol, das Landlibell. Die „Ordnung des Zuzugs“ enthält nun 37 Absätze. Besonders interessant ist der Absatz 5, der die genaue Zusammensetzung der Fähnlein (Kompanien) regelt. Laut ihm sind nur mehr 10% mit Spießen bewaffnet, 80% schon mit Feuergewehren. Das „Viertel Burggraf Amt“ hat beim ersten Zuzug 604 3/8, beim zweiten 906 9/16 und beim dritten 1208 ¾ Mann zu stellen.

1629 Dank der Wehrbereitschaft der Bevölkerung bleibt Tirol von den Wirren des Dreißigjährigen Krieges zum größten Teil verschont, wenn auch die feindlichen Armeen gegen die Grenzen branden. Meran ist Waffensammelplatz, daher wird dort viel Pulver gelagert, um die Abwehrbereitschaft aufrecht zu erhalten. Zum besseren Schutz verfügt die Regierung dessen Einlagerung im Bergfried von Ortenstein, seit der Zeit wird er „Pulverturm“ genannt.

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Kampf an der Landecker Innbrücke.

1703 Im Zuge des Spanischen Erbfolgekrieges (1700 – 1714) zwischen dem deutschen Kaiser und dem König von Frankreich brach Kurfürst Max Emanuel von Bayern seinen Eid, verbündete sich mit Frankreich und überfiel Tirol. Kufstein und Rattenberg fielen in seine Hände, am 1. Juli nahm er Innsbruck, ließ sich von der Regierung huldigen und schickte alle Aufgebote nach Hause. Der Kurfürst hatte jedoch die Rechnung ohne die Bewohner der noch freien Teile Tirols gemacht: Das Oberinntal und Südtirol griffen zu den Waffen, man erschoss sogar kaiserliche Beamte, welche zur Unterwerfung mahnten. Beim Auszug gegen den Jaufen meuterten die Meraner gegen ihren Anführer, den Landrichter Vigil von Hohenhausen. Man warf ihm vor, gemeinsame Sache mit dem Feind zu machen, da er nicht für rechtzeitige Mobilisierung und ausreichend Munition gesorgt hatte. Er wurde in St. Martin erschossen, an seiner Stelle wurde Baron von Flugi gewählt, und man zog weiter gegen den Feind. Die Bayern hatten den Brenner erreicht und wurden am 17. Juli angegriffen. Baron Flugi erstieg mit seinen Leuten die „Geigen“ (ein Bergkamm im Brennergebiet) und fiel bei Stafflach dem Feind in den Rücken. Dies trug wesentlich zum Sieg bei. Inzwischen hatten die Oberinntaler die bayrische Kolonne, die über den Reschen wollte, bei Pontlatz vernichtet.

Hall war erobert und Rattenberg belagert, der Kurfürst in Innsbruck eingeschlossen, sodass ihm nichts anderes übrigblieb, als über Zirl und Scharnitz nach Bayern zu fliehen. Aber die Gefahr war noch nicht vorüber, im Süden bedrängten die Franzosen das Land, General Vendóme rückte mit drei Kolonnen von Oberitalien vor. Die Welschtiroler Schützen wehrten sich tapfer am Passo Nado und bei Arco und Molveno, sodass die Franzosen erst im August vor Trient standen. Die Stadt wurde wochenlang beschossen, aber im Bozner Unterland wurde der Landsturm ausgerufen und die Aufgebote aus dem Inntal zurückgeholt: die Franzosen konnten Trient nicht stürmen, auf Grund der Stärke der Tiroler Aufgebote verließen sie fluchtartig das Land. Dem Adlerwirt aus Meran Johann Schgier wurde für seine Verdienste in diesem Krieg von Kaiser Leopold I. ein Wappen verliehen.

bild10_Zuzug17041704 ergänzt Kaiser Leopold das Landlibell um eine Zuzugsordnung: unter anderem werden die Scharfschützen (Scheibenschützen) zu einem 16 Kompanien starken Regiment zusammengefasst, da sie sich im Jahr vorher sehr bewährt haben.

1733 sind die Franzosen im Zuge des polnischen Erbfolgekrieges wieder in Oberitalien eingefallen und rücken gegen die Tiroler Grenzen vor. Die Burggräfler und Vinschgauer Schützen werden am 16. September aufgerufen, sich am Sammelplatz Meran einzufinden, die Kompanien zu bilden, die Offiziere zu wählen und sich mit Pulver und Blei zu versorgen. Am 19. Oktober rücken die ersten Kompanien. Es kommt zu keinen Kampfhandlungen, da die Franzosen keinen Angriff auf Tirol wagen.

1734 erarbeitet Baron von Voglmair eine neue Schieß- und Schützenordnung für den Meraner Schießstand. Zu diesem gehören außer der Stadt die Ortschaften Mais, Tirol, Gratsch, Riffian Kuens, Hafling, Vöran und Aschl. Die Regierung bestätigt die Schieß- und Schützenordnung Voglmairs und beauftragt ihn, auch für den Vinschgau eine entsprechende zu erstellen.

1735 bedrohen die Franzosen erneut Tirol, die Meraner Kompanie wird innerhalb 24 Stunden in Bereitschaft versetzt und mit Verpflegung und Munition versorgt.

Bald kam der Marschbefehl an die südlichen Grenzen. Die Bozner wollten den Meranern das Vorrecht als erste abzumarschieren streitig machen. Der Meraner Hauptmann Baron von Hausmann verwies auf das Vorstreitrecht (Privileg des Kaisers Maximilian). Der Obrist von Cazan erkannte dies an, und so marschierte die Meraner Kompanie als erste aus Bozen aus – und in Trient ein. Auch diesmal kam es zu keinen Kampfhandlungen, die Franzosen wagten keinen Angriff.

1762 brach im Burggrafenamt ein Volksaufstand aus („Maiser Rebell“). Die Menschen waren unzufrieden wegen der gesetzlichen Eingriffe ins tägliche Leben und neuer Steuern. Als auch noch Werbestationen für das Kaiserliche und das Preußenheer eingerichtet und drei Männer arretiert und nach Innsbruck gebracht wurden, war dies der Funke im Pulverfass, am 13. Mai brach ein Aufstand aus. Dieser zog immer weitere Kreise, da sich sowohl Nachbargemeinden als auch andere Landesteile anschlossen. Nur dem klugen Verhalten der Kreishauptmanns von Voglmair und dem Landeshauptmann Graf Wolkenstein war es zu verdanken, dass sich das Volk wieder beruhigte. Wolkenstein begleitete persönlich eine Deputation nach Wien, die als Vertretung des Landes der Kaiserin Maria Theresia die Beschwerden vorbringen konnte. Diese gewährte eine allgemeine Amnestie, allerdings wurden die Haupträdelsführer davon ausgenommen. Jedenfalls kehrte wieder Ruhe einl.

1765 heiratete Erzherzog Leopold , der nachmalige Kaiser, die spanische Infantin. An dieser Festlichkeit nahm auch die Meraner Schützenkompanie teil. Wieder einmal behauptete sie als „Leibkompanie“, d. h. als erste im Range, gegen die Ansprüche der Bozner das Recht, als erste ein- bzw. auszumarschieren. Im Landtag hatte Meran auch das Recht, als alte Landeshauptstadt vor allen Städten des Landes die Stimme abzugeben. Bei feierlichen Aufwartungen schritt der Bürgermeister von Meran allen anderen Bürgermeistern voran.

bild17_Gefechtstellungen1796 ist das Zeitalter der Kriege des revolutionären Frankreich unter Napoleon. Auch in der Geschichte Tirols stellt es einen bedeutenden Abschnitt dar. Das Land erwies sich in der Zeitspanne von 1796 bis 1813 als wertvolle Westfestung Österreichs, als früher Vorläufer des überall erstarkten Volkskampfes als Hort des Freiheitskampfes und der Religion. In diesem Jahr ging für Tirol ein 9 3 Jahre währender Frieden zu Ende. Im Mai näherten sich die Franzosen den Landesgrenzen, am 21. und 30. Mai tagten die Stände des Landes in Bozen und beschlossen neben den rein militärischen Maßnahmen auch das Gelöbnis des Landes mit dem Hl. Herzen Jesu. Am 1. Juni zog als eine der ersten die Kompanie Meran unter Hptm. von Gasteiger an die italienische Grenze. Auch eine Gruppe Studenten des Gymnasiums schloss sich dieser an, sie bildete eine eigene Korporalschaft. Auch Andreas Hofer diente als Korporal in der Kompanie. Mit den Meranern rückte auch eine Kompanie der Gerichtes Passeier unter Hptm. von Weber aus. Beide bezogen am Tonale und bei Pejo Stellung. Sie hatten einen Gefallenen zu beklagen, den Studenten Franz Plattner, der bei einer Aufklärungspatrouille gefallen war. Beide Kompanien wurden Ende Juni von 3 Kompanien aus dem Landgericht Meran und dem Gericht Passeier abgelöst.

Die Kompanie aus den Gerichten Niederlana, Ulten und Tisens unter Hptm. Josef Rutten bezog am Monte Baldo Stellung. Am 26. Juni griffen die Franzosen an, wurden aber zurückgeschlagen. Ende August stand eine Meraner Kompanie unter Hptm. Josef Glatzl und eine aus Tisens (Hptm. Josef Mayr) bei Dimaro. Im September rückten weitere Kompanien aus dem Landgericht Meran (Algund, Tirol, Riffian) und dem Gericht Niederlana mit insgesamt 350 Mann in den Bereich Tonale – Pejo an die Front. Im Oktober mussten weitere 18 Kompanien aus dem Burggrafenamt an die südliche Grenze. Sie kamen aus Algund, Mais, Naturns, Partschins, Schenna, Kuens, Forst, Tisens, Ulten und Passeier. Zusammen mit den schon im September Ausgerückten standen 2700 Mann an der Front.

Da es den Franzosen nicht gelang, durch das Etschtal vorzustoßen, versuchten sie es über das Cembra- und Fleimstal. So kam es am 2. November zur Schlacht von Segonzano. 7800 Franzosen stürmten, die Welschtiroler Schützen hielten jedoch gemeinsam mit den Kompanien aus Tramin, Neumarkt, Brixen Schwaz, Kufstein, Steinach und Rattenberg und unterstützt von 200 Kroaten stand und gingen zum Gegenangriff über. Trient wurde befreit.

[Bild: Schlacht von Segonzano – Votivbild aus der Kirche Piazza bei Segonzano]

Zur gleichen Zeit kam es auch in Buco di Vela, Terlago, Molveno und Passo Nago zu Kämpfen. Hier waren neben den Welschtirolern auch drei Kompanien aus Passeier unter den Hauptleuten Karl Thurnwalder, Johann Neuhauser und Johann Hofer im Einsatz.

1797 Bereits Anfang März drangen wieder feindliche Truppen durch das untere Etschtal herauf, eine Reaktion auf den schlecht geführten Entsatzstoß nach Mantua und dessen Kapitulation am 2. Februar. Wieder mussten die Tiroler den Rückzug der Kaiserlichen decken. Die Meraner Schützenkompanie schlug sich tapfer bei Deutschmetz, Zambana und Rocchetta, und die Franzosen konnten über Fai nach Judikarien abgedrängt werden. Von Trient stießen weitere 15.000 Franzosen gegen Bozen vor; die Kaiserlichen leisteten aber keinen Widerstand, sondern zogen sich nach Meran und Sterzing zurück, daher mussten auch die Schützen weichen.

Am 23. März zogen die Franzosen in Bozen ein und schickten Kavalleriepatrouillen nach Brixen und Meran. Diese wagten sich aber nicht über die Linie Nals – Gargazon hinaus, obwohl in Bozen eine ganze Division stand. Der Befehlshaber der Kaiserlichen, General Laudon, schickte den inzwischen versammelten Landsturm nach Hause und wollte im Vinschgau auf weitere Befehle warten.

Die erzürnten Burggräfler und Vinschgauer forderten energisch ein Vorgehen gegen den Feind und drohten mit Konsequenzen (wie 1703). Laudon gab nach, musterte die Mannschaften und teilte sie neu ein. Am 29. März wurde angegriffen, die Franzosen wichen bis südlich von Andrian, Terlan und Mölten zurück. Am 2. April setzten die Tiroler und Österreicher den Angriff auf Bozen über Jenesien, Glaning und Gries fort. Am Abend des 3. April zogen die Franzosen nach dem Verlust von 1500 Mann fluchtartig nach Brixen ab. Bei diesen Kämpfen waren außer Meran die Kompanien Schenna, Algund, Riffian/Kuens und Passeier dabei. Eine der fünf Passeierer Kompanien wurde von Andreas Hofer geführt. Am Tag zuvor war die Schlacht bei Spinges geschlagen worden, in deren Verlauf die Franzosen 1000 Mann verloren hatten. Beide französischen Divisionen zogen ungehindert durch das Pustertal ab, Tirol war wieder frei. Am 10. August bekam eine Reihe von Schützen für persönliche Tapferkeit die „landschaftliche“ Medaille, ebenso wurde die Meraner Schützenkompanie für ihre tapferen Einsätze die große Ehrenmedaille überreicht (Ehrenprotokoll Nr. 5050 vom 10. 8. 1797I). Auch eine neue Fahne für die Meraner Schützen wurde geweiht.

Der Frieden von Campoformio vom 18. Oktober 1797 beendete den Krieg.

[Bild: Fahne der Meraner Schützen – Original-Aquarell von Thomas Walch – Kunsthistorisches Museum Wien]

1799 marschierte die französische Armee ohne Kriegserklärung in Süddeutschland und in der Schweiz ein, Mitte März stand sie bei Finstermünz. Die Burggräfler Aufgebote standen am Calvenwald vor Glurns und Laatsch bis Schluderns. Am 25. März erstürmten die Franzosen ein befestigtes Lager, besetzten Glurns und Nauders und brandschatzten die Stadt Glurns und den Markt Mals. Der Landtag rief den Landsturm aller Gerichte von Landeck bis Schwaz auf. Bereits Anfang April standen 28 Kompanien mit 3500 Mann bereit. Kaiserliche und Schützen griffen über Martinsbruck an und warfen die Franzosen bis Zernetz zurück. Danach wurden die Schützen entlassen.

1800 überschritt Napoleon im Mai mit einer Armee den Großen St. Bernhard-Pass und schlug die Kaiserlichen am 14. Juni bei Marengo. Eine zweite französische Armee stieß bis München vor, das bedeutete Gefahr für Tirol, daher mussten wieder 40 Schützenkompanien aufgeboten werden. Es kam jedoch zu keinen Kampfhandlungen, und die Schützen wurden am 24. September nach Hause entlassen. Der Waffenstillstand von Steyr (25. Dezember) beinhaltete u. a. auch die Entmilitarisierung Tirols, d. h. das Land wurde von französischen wie von österreichischen Truppen geräumt, außerdem durch eine Demarkationslinie geteilt. Diese verlief längs der Straße von Lienz nach Brixen, weiter nach Bozen über Meran nach Glurns und über Santa Maria ins Veltlin. Sie wurde von paritätischen Sicherheitswachen kontrolliert.

1801 wurde am 9. Februar der Frieden von Lunéville geschlossen, die Sicherheitswachen wurden abgezogen und die Demarkationslinie aufgehoben. In Österreich und damit auch Tirol war endlich Frieden. Die Zeit wollte man für dringend notwendige Reformen nutzen, auch das Schützenwesen wollte Wien reformieren.

1805 drängte die österreichische Politik auf einen neuen Krieg, obwohl die Armee nicht bereit war. Russland und Schweden waren Bundesgenossen, Preußen blieb neutral. Es kam zum dritten Koalitionskrieg, in dem Erzherzog Karl in Oberitalien zunächst erfolgreich war, jedoch siegte Napoleon bei Ulm und Austerlitz. Tirol war in diesem zu früh und unglücklich geführten Feldzug überhaupt nicht verteidigt worden. Die von Wien aufgezwungenen Reformen des Schützenwesens hatten sich als unbrauchbar erwiesen. Im Diktatfrieden von Pressburg vom 26. Dezember musste Österreich neben vielen anderen Gebieten auch Tirol dem neuen Königreich von Napoleons Gnaden Bayern als Judaslohn abtreten.

1806 Mit dem Besitzergreifungspatent vom 22. Jänner wurde das Land Tirol offiziell in die Verwaltung des Königreiches Bayern übernommen. Der König versprach den Vertretern des Landtages, die Rechte und Gesetze des Landes zu achten und zu wahren. Die Tiroler nahmen dieses Versprechen ernst. Doch die nun folgenden bayrischen Regierungsmaßnahmen wie Waffenverbot, Auflösung der Schützenkompanien, antikirchliche Verordnungen, Verbot des Namens „Tirol“, Verwaltungsstrukturen nach französischem Vorbild, neue Steuern und vor allem die Zwangsrekrutierung straften das Königswort Lügen.

1809 rüstete Österreich wieder auf: den Frieden von Pressburg hatte es nur als vorübergehendes Opfer betrachtet. Im März begannen in Tirol die Vorbereitungen für den Kampf gegen die Fremdherrschaft. Im April schlugen die österreichischen Truppen los – in der vergeblichen Hoffnung auf die Mithilfe Deutschlands – und rückten in Bayern ein. Bereits am 18. und 22. wurden sie von Napoleon bei Regensburg geschlagen und mussten sich zurückziehen. Die Tiroler schlugen gleichzeitig los , und am 12. und 13. April gelang es ihnen, ohne fremde Hilfe das bayrisch-französische Joch abzuschütteln.

Im Burggrafenamt waren folgende Männer mit den Vorbereitungen betraut: Johann Prunner – Oberwirt von Schenna, Johann Mößl – Stallele, Blasius Trogmann – Fink von Mais, der Meraner Bürger Valentin Tschöll, Jakob Flarer – Widumsbauer und der Schullehrer Alois Elsler – beide aus Dorf Tirol, sowie Matthias Ladurner – Oberdorner aus Algund, Josef Moser – Maratscher von Plars, Johann Gstirner – Neuwirt in Rabland, Franz Tappener – Obermair von Tschirland, Andreas Hofer – Sandwirt von St. Leonhard und Jakob Marsoner – Obermarson von Ulten.

Am 11. April, bei Einbruch der Dunkelheit rückten die Schützen in Kompanien geordnet gegen die Stadt. Valentin Tschöll übernahm als Kk. österreichischer Kommandant die Befehlsgewalt. Die bayrischen Beamten und Wachen wurden überwältigt und festgesetzt, alle wichtigen Gebäude der Stadt besetzt. Dle Stadt war befreit, die alte Landesordnung wieder in Kraft gesetzt. Gemeinsam mit anderen Burggräfler Kompanien rückten die Meraner bereits am 12. April gegen Bozen vor, das von 2000 Franzosen besetzt war. Die Passeirer unter Andreas Hofer marschierten über den Jaufen und zerschlugen eine bayrische Truppe im Sterzinger Moos, während die Eisacktaler die Ladritscher Brücke (Franzensfeste) sperrten. Am 13. April rückten die Burggräfler und Vinschgauer Kompanien in Bozen ein, nachdem die Franzosen nur Stunden zuvor nach Trient geflüchtet waren. Als die Österreicher in Tirol einmarschierten – am 15. April erreichten sie Innsbruck – hatte sich das Land bereits aus eigener Kraft befreit. Die Schützen kehrten in ihre Täler zurück.

Die Freude war aber nur von kurzer Dauer, denn die Österreicher erlitten am 3. Mai bei Linz eine neuerliche Niederlage und zogen sich nach Wien zurück. Napoleon stieß nach und besetzte am 13. Mai Wien. Ein freies Tirol in seinem Rücken konnte er nicht dulden, Marschall Lefebvre bekam den Befehl, Tirol zu besetzen. Zwei französische Divisionen rückten von Osten – trotz erbitterter Gegenwehr am Pass Strub und in Söll – in Tirol ein, besiegten am 13. Mais die österreichischen Truppen und zogen plündernd und brandschatzend in Richtung Innsbruck. Alle österreichischen Truppen – bis auf 1500 Mann am Brenner – verließen das Land. Am 19. Mai zog Lefebvre in Innsbruck ein – siegessicher und in der Meinung, seine Aufgabe gelöst zu haben.

Im Oberinntal, Burggrafenamt, Vinschgau und Eisacktal griff man jedoch zu den Waffen. Andreas Hofer trat erstmals als Anführer des südlichen Tirol auf. Die Burggräfler Kompanien zogen über den Brenner und zogen die 1500 Mann des österreichischen Generals Buol mit. Mit den anderen Aufgeboten erreichten sie den Bergisel und griffen an. Die Bayern wurden ins Tal gedrängt, der Kampf blieb zunächst unentschieden, da ein starker Regen dem Ganzen ein Ende machte. Die auf 12.000 Mann angewachsenen Sturmmassen forderten eine Entscheidung. Am Morgen des 29. Mai griffen die Tiroler wieder an und schlossen die bayrischen Truppen im Talkessel von Innsbruck zwischen Zirl und Hall ein.

[Bild: Bergiselschlacht von Altmutter]

Nach 10stündigem Kampf und empfindlichen Verlusten zogen die französisch-bayrischen Truppen in der Nacht zum 30. Mai heimlich ab. Zur gleichen Zeit hatten die Welschtiroler, unterstützt von Etschländern, Einfälle von französisch-italienischen Truppen abgewehrt. Tirol hatte sich zum zweiten Mal befreit.

Napoleon war am 21./22. Mai bei Aspern (bei Wien) von Erzherzog Karl besiegt worden. In der Euphorie des Sieges schrieb Kaiser Franz das berühmte „Wolkersdorfer Handbillett“, in welchem er den Tirolern das Verbleiben im österreichischen Staatsverband garantierte. Die österreichische Armee nützte ihren Erfolg nicht entschieden genug aus und wurde am 5./6. Juni bei Wagram entscheidend geschlagen. Damit erzwang Napoleon am 12. Juli den Waffenstillstand von Znaim, um freie Hand gegen Tirol zu haben. Er schickte eine ganze Armee (25.000 Mann) unter Marschall Lefebvre gegen Tirol. Von allen Seiten rückten die feindlichen Truppen gegen das Land. Lefebvre erreichte zwar am 20. Juli Innsbruck, doch gelang es ihm nicht, der Tiroler Anführer habhaft zu werden; ebenso wusste er, nur die Hauptstadt besetzen würde hier nichts nützen. Deshalb schickte er starke Abteilungen über den Brenner und Reschen sowie von Italien nach Norden, um ganz Tirol zu besetzen. Andreas Hofer, seit dem Mai gemeinsam mit Speckbacher und Haspinger anerkannter militärischer Führer, erließ am 29. Juli seinen Aufruf zur Landesverteidigung. Der tat seine Wirkung: ohne Absprachen zwischen den Talschaften und ohne einen Operationsplan griffen alle zu den Waffen und verwehrten dem Feind den Eintritt ins Land bzw. den Vorstoß in noch freie Landesteile. Eine Feindkolonne nach der anderen wurde besiegt: am 5. August in der Eisackschlucht (Sachsenklemme), am 6. August in Trient, am 8. August in der Lienzer Klause und bei der Pontlatzer Brücke (wie 1703). Die Burggräfler zogen über den Jaufen und fielen am 10. August den Truppen Lefebvres in die Flanke. Diese zogen sich noch in der Nacht zurück. Die Landesverteidiger folgten den feindlichen Truppen, die sich in großer Eile auf Innsbruck zu bewegten, den ganzen Weg unter dem Feuer der Wipptaler und Stubaier Schützen.

[Bild: Karte mit den Gefechtsstellungen]

Marschall Lefebvre war gezwungen, seine verbliebenen Truppen (ca. 15.000 Mann) zwischen Innsbruck und Hall in Stellung zu bringen. Ein machtvolles Sturmaufgebot – ebenfalls 15.000 Mann – zog gegen Innsbruck. Der rechte Flügel unter Speckbacher stand bei Igls, Lans und Am´bras, darunter die Kompanien Mais, Riffian, Schenna, Dorf Tirol, Vöran und Marling. Das Zentrum stand unter Haspinger und Peter Mayr am Bergisel, Natters und Mutters, hier standen die Kompanien Meran, Tisens, Passeier, Naturns und Partschins. Der linke Flügel unter Karl Bucher reichte von Mutters über Völs bis Kranewitt, hier standen neben de Oberinntalern und Vinschgauern die Kompanien Algund, Lana und Gargazon. Lefebvre blieb in seiner Position nichts anderes übrig als anzugreifen, um den Belagerungszustand zu sprengen. Der 13. August begann am frühen Morgen mit kleinen Vorstößen der Bayern und steigerte sich am Vormittag zu Sturmangriffen – die französischen Offiziere trieben immer wieder die bayrischen und sächsischen Truppen ins Feuer der Tiroler. Es kam auch zu verzweifelten Nahkämpfen, aber die Schützen hielten bis zum Abend Stellungen und bauten sie sogar aus. Um der völligen Einschließung bzw. Gefangennahme zu entgehen, zog sich Lefebvre nach einem Ruhetag in der Nacht zum 15. August durch das Inntal zurück. Aus Rache für die Niederlage und um den Rückzug zu verschleiern ließ er zahlreiche Höfe nierderbrennen. Am 15. August rückten die Landstürmer in Innsbruck ein, die dritte Bergiselschlacht war ein Sieg der Tiroler, erfochten ohne jeden militärischen Beistand.

Doch das Land war jetzt völlig auf sich allein gestellt, von außen war keine Hilfe zu erwarten. In dieser völkerrechtlich unklaren Situation übernahm Andreas Hofer als Landesverweser die Regierungsgeschäfte, um für Ruhe und Sicherheit im ganzen Land zu sorgen. Tirol war zwar frei, jedoch von allen Seiten von Feinden umgeben, sodass dauernde Grenzwachen nötig waren. Im Osten gegen Salzburg wurden diese durch Haspingers Initiative aktiv umgesetzt: die Tiroler stießen gegen das Salzachtal vor. Am 5. September rückte eine Meraner Kompanie über den Pass Strub nach Lofer zur Grenzsicherung. Bei Unken kam es zum Gefecht mit dem Königlich Bayrischen Leibregiment. Gemeinsam mit den Kompanien von Algund, Mais, Schenna, Partschins und Naturns rieben sie diese Streitmacht vollkommen auf (1700 Gefangene). Nach Ablauf der Dienstzeit (1 Monat) kehrten die Kompanien heim.

Anfang Oktober zog eine 100 Mann starke Burggräfler Kompanie unter Hptm. Urban Pitsch nach Trient, das von französisch-italienischen Truppen unter General Peyri bedroht wurde.

Napoleon diktierte am 14. Oktober den Frieden von Schönbrunn, der Österreich ein Drittel seiner Länder kostete, darunter auch Tirol. Kaiser Franz hatte sein Versprechen vom Sommer nicht halten können. Hofer schwankte zwischen Widerstand und Unterwerfung, rief die Grenzschutz leistenden Kompanien zurück und verließ am 21. Oktober Innsbruck. Gemäß den Bestimmungen des Friedensschlusses besetzten die Bayern den Norden des Landes und die Franzosen den Süden. Aus Wien kamen Mahnungen, keinen Widestand zu leisten, die bayrisch-französischen Besatzer riefen auf, die Feindseligkeiten einzustellen. Trotzdem ließ sich Hofer von einem wütenden Pater Haspinger zum Weiterkämpfen überreden. Es gelang aber nicht mehr, eine ausreichende Streitmacht zusammenzubringen. Nach leichten Gefechten ging dann die 4. Bergiselschlacht am 1. November verloren. Nach dem Schönbrunner Frieden war der Freiheitskampf für die Tiroler nicht zu Ende, wohl aber die moralische Kraft. Hofer brach jetzt unter der ihm aufgebürdeten Verantwortung zusammen und wurde zum Werkzeug verantwortungsloser Hitzköpfe. Vergeblich warnten einige seiner engsten Vertrauten und treuesten Unterkommandanten vor weiteren Kämpfen. Er schenkte ihnen kurzfristig Gehör und erließ einen entsprechenden Aufruf. Doch bald darauf konnten ihn andere durch Drohungen und falsche Nachrichten wieder umstimmen. Sie hatten leichtes Spiel, denn wie viele andere konnte Hofer es einfach nicht glauben, dass der Kaiser Tirol im Stich ließ. Er zögerte, bis sich die Kriegspartei durchsetzte.

[Bild: „Schlacht am Küchelberg“, zeitgenössisches Aquarell, Museum Schloss Tirol]

Erfolgreiche Gefechte, so der Sieg am Küchelberg am 16. November und am 22. November in St. Leonhard (ca. 1000 Gefangene) schienen diesen Leuten Recht zu geben. Noch bis in den Dezember hinein wurde in mehreren Tälern gekämpft, viele Blutopfer und Brandruinen waren die Folge.

Tirol hatte 13 Jahre, von 1796 bis 1809, um seine Freiheit gekämpft. Der Freiheitskampf des Tiroler Volkes erregte, ebenso durch seine Erfolge wie durch sein tragisches Ende Aufsehen in ganz Europa. er wirkte wie ein Fanal und weckte bzw. verstärkte den Widerstand gegen den Unterdrücker – er wurde somit der Anfang vom Ende Napoleons. So gesehen waren die Opfer der Tiroler nicht vergebens, sie leiteten die Befreiung von 1813/14 ein.

[Bild: Schnupftabakdose + Text]

1810 Die Zukunft Tirols war ungewiss. Napoleon hatte die Bedeutung des Landes im Herzen Europas erkannt und suchte eine günstige Lösung. Um einerseits seinen Verbündeten nicht zu sehr zu verärgern, aber andererseits das Tiroler Volk zu schwächen, entschied Napoleon sich für eine Dreiteilung des Landes: Welschtirol und der südliche Teil Deutschtirols bis zur Grenzlinie Nals – Gargazon – Stadt Bozen (die sich das wünschte) – Ritten (ohne Wangen) – Völs – Toblach kamen an das Königreich Italien. Das östliche Pustertal mit Innichen, Sexten, Lienz und dem Iseltal schlug man zu den Illyrischen Provinzen Frankreichs; der Rest, d. h. Nordtirol, der Vinschgau, das Burggrafenamt (ohne Nals und Gargazon), das Eisacktal mit Brixen, Kllausen, Waidbruck und Seis sowie das westliche Pustertal ab Niederdorf verblieb bei Bayern.

Natürlich wurde die alte Landesverfassung und damit auch die Landesverteidigung aufgehoben, die Schützenkompanien und Scheißstände aufgelöst. Doch schon nach drei Jahren regten sie sich wieder.

Am 27. Jänner gelang es den Franzosen durch Verrat, Andreas Hofer gefangen zu nehmen (1600 Mann waren eingesetzt).

[Bild: Hofers Gefangennahme]

Er wurde in Meran von General Hùard in dessen Hauptquartier (heute „Graf von Meran“ am Rennweg) erstmals verhört und zwei Tage später mit seinem Sekretär Kajetan Sweth über Bozen und Verona nach Mantua gebracht. Dort wurde er auf direkten Befehl Napoleons nach einem Scheinprozess am 20. Februar erschossen.

Mitte Februar verließen die französischen Truppen das Burggrafenamt, sie wurden durch eine kleine bayrische Garnison und entsprechende Zivilverwaltung ersetzt. Die Münchner Regierung hatte aus den Ereignissen gelernt: Sie machte eine Kehrtwendung in der Kirchen- und Kulturpolitik und milderte auch den Steuerdruck. Aber die Ungerechtigkeiten der Verwaltung, der Zentralismus des Staates und vor allem die Zwangsrekrutierung zur bayrischen Armee blieben aufrecht.

Bereits am 26. März wurde die erste Aushebung befohlen. Die Gerichte sträubten sich, worauf Ende April starke Truppen diese besetzten und die Aushebung mit Gewalt betrieben. Trotzdem dauerte es bis Mitte August das Kontingent zu erreichen. Die Truppen zogen mit dem Rekrutentransport ab. Viele desertierten auf dem Weg nach Bayern und versteckten sich.

1812 zogen im Februar viele französisch-italienische Truppen durch Tirol in den Krieg gegen Russland. Auch Bayern als Vasall Frankreichs musste Mannschaften stellen und rekrutierte im April erneut junge Männer. Durch die ungeheuren Verluste der „Grande Armée“ musste im Dezember des gleichen Jahres eine zweite Aushebung ausgeschrieben werden.

1813 wurde im April, keine 5 Monate nach der letzten, eine neue Rekrutierung ausgeschrieben. Diese Rekrutierungen, gleichzeitig mit den Nachrichten über die Niederlage Napoleons in Russland, brachte Unruhe und Widerstandsgeist in die Bevölkerung. In Deutschland begannen die Freiheitskämpfe, im Lützowschen Freikorps kämpfte auch eine Tiroler Jägerkompanie unter dem Passeirer Joseph Ennemoser mit.

Um den Widerstand zu brechen nahm man Geiseln, doch das half nichts, ebenso wenig wie die erzwungenen Predigten von der Kanzel herab. Anfang April zogen Gruppen von jungen Burschen durch die Burggräfler Gemeinden und protestierten gegen die Rekrutierungen und die Errichtung von Milizregimentern (mobile Legionen genannt). Die Behörden wurden mit ihnen nicht fertig. Als sich im Herbst eine österreichische Streitmacht unter General Franz Fenner von Kärnten her Tirol näherte, gab es kein Halten mehr. Am 11. September schon besetzte er mit Hilfe von 2 Schützenkompanien Lienz. In Meran wurde eilends eine Schützenkompanie gebildet, diese besetzte die öffentlichen Gebäude und setzte die bayrischen Beamten fest.

Mit dem Einmarsch der österreichischen Truppen am 19. Dezember in Innsbruck war ganz Tirol wieder frei von der Fremdherrschaft.

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