Blickwinkel

Die Deutsche Schule in Südtirol – Versuch einer Bestandsaufnahme

SÜDTIROL/BURGGRAFENAMT – Der Schützenbezirk Burggrafenamt – Passeier hat sich unlängst das Ziel gesetzt, sich mit der Thematik Kultur und Bildung eingehend auseinanderzusetzen, da beide Bereiche zu den wichtigsten Säulen der Existenz als Tiroler Volk zählen und weil vor allem der Schutz und die Pflege der deutschen Muttersprache eine der Grundvoraussetzungen dieser Identitätssicherung ist.

Die ersten Kompanien und auch der Bezirk selbst haben seit Jahresbeginn 2018 durch verschiedene Veranstaltungen versucht, erste Informationen über die Effizienz und Güte jener Institutionen zu sammeln, die Bildung vermitteln. Und hier war es in erster Linie die Deutsche Schule, die im Mittelpunkt der Beobachtung stand, vor allem, weil sie der heutigen Jugend das nötige Rüstzeug mit auf dem Weg in die Zukunft geben sollte.

Resümierend muss nach Anhörung vieler Diskussionsbeiträge und Stellungnahmen seitens der Lehrpersonen und Eltern einmal mehr festgehalten werden, dass die Deutsche Schule den Anforderungen der Vermittlung einer soliden Grundausbildung immer weniger gerecht wird. Die Entscheidungsträger der Südtiroler Politik – und hier vor allem der Landesrat für Schule und Kultur –  haben es verabsäumt, rechtzeitig die erforderlichen Maßnahmen einzuleiten, um das einst gute Niveau unserer Deutschen Schule zu halten bzw. zu verbessern. Viele Bürgerinnen und Bürger meinen sogar, dass die Uhr bereits auf fünf vor zwölf steht oder noch schlimmer, dass der durch Versäumnisse und falsche Reformen angerichtete Schaden nicht mehr sanierbar sei.

Einige Ursachen für die Unzufriedenheit mit dem derzeitigen Bildungssystem sind leicht erkennbar.

Es mangelt an kompetentem Nachwuchs für das Lehrpersonal. Einmal, weil in der hiesigen pädagogischen Lehrerausbildung die Zweisprachigkeitsprüfung für die Südtiroler verpflichtend ist. Dies wird von vielen als überflüssige Hürde angesehen, wenn man nur in der eigenen Muttersprache unterrichten möchte. Zum anderen, weil Südtiroler mit einem auf der Universität Innsbruck erworbenen pädagogischen Studientitel hier in Südtirol nicht automatisch die Lehrbefähigung erhalten. Ist die Universität Innsbruck nicht auch noch die Landesuniversität der Südtiroler?

Die Deutsche Schule ist durch die Reformen nicht besser geworden. Besonders der CLIL (Content and Language Integrated Learning) Unterricht hat nicht zum erhofften Ergebnis geführt. Die Verwendung von Italienisch als Zweit- und Fremdsprache zur integrativen Vermittlung von Lehrinhalten und Sprachkompetenz außerhalb des reinen italienischen Sprachunterrichts hat bei weitem nicht dazu geführt, dass bei den Südtirolern sich die Sprachkenntnisse in Italienisch verbessert hätten. Zum Beispiel das Fach Geschichte in Italienisch  von einer italienischen Lehrperson unterrichten zu lassen, könnte – abgesehen vom Erlernen der Zweitsprache – auch dazu führen, dass die deutschen Schüler in Hinkunft viel über den italienischen Irredentismus und Giuseppe Garibaldi und nichts mehr über die Tiroler Freiheitskriege von anno Neun und Andreas Hofer wissen. Der CLIL Unterricht wirkt sich durch den Wegfall von Stunden eindeutig negativ auf das Erlernen der Deutschen Hochsprache aus, denn das Hochdeutsche ist nicht die Muttersprache der Südtiroler. Das ist der Tiroler Dialekt. Viele öffentliche und private Arbeitgeber stellen bei der jüngeren Generation von Südtirolern immer mehr Mängel in der Kompetenz der Deutschen Hochsprache fest, sowohl im Wort als auch in der Schrift. Eine Ursache der fehlenden Sprachkompetenz in der Zweitsprache Italienisch ist für viele Diskussionsteilnehmer die schlechte pädagogische Ausbildung der Italienischlehrer(innen) an den deutschen Schulen und weil diese auch nicht der deutschen Sprache mächtig sind und somit die Zweitsprache Italienisch nicht erklären können. Nicht so wie im Englischunterricht, wo deutschsprachige Lehrer diese Fremdsprache lehren. Auch die italienischen Lehrbücher sollen didaktische Mängel aufweisen.

Ein großes Hindernis für eine zeit- und fachgerechte Ausbildung an Südtirols Schulen stellt die hohe Präsenz an Schülern mit Migrationshintergrund dar, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind und somit die zeitliche  und inhaltliche Vermittlung des Lehrprogramms behindern. Dieses Phänomen wird  in den Südtiroler Städten stärker wahrgenommen als in den Landgemeinden. Sogar in manchen Sektionen der deutschen Kindergärten befinden sich die Migrantenkinder und die Italiener gegenüber den deutschen Kindern  in der Mehrheit. Aber auch in vielen deutschen Schulklassen ist der Anteil der Anderssprachigen groß, was zur Folge hat, dass die Verständigungssprache nicht nur in den Klassen, sondern auch bei Elternabenden italienisch ist. Die Integrationslehrer werden häufig den Migrantenkindern zugeteilt statt den lernschwachen deutschen Schülern, wodurch diese im Lernprozess noch weiter zurückfallen. Auf der anderen Seite werden begabte Kinder nicht gefördert, weil die Lehrer sehr viel an Zeit und  Energie für Kinder mit Mängeln in der deutschen Sprache aufwenden müssen. Die Kinder von Migranten tun sich mit dem Erlernen der deutschen Sprache besonders schwer, weil auch die Eltern zuhause Deutsch nicht beherrschen und ihren Kindern nicht bei den Hausaufgaben helfen können.

Aus kulturellen bzw. religiösen Gründen oder aus zuviel Rücksicht gegenüber dem Empfinden der Migranten finden Schulaktivitäten nicht mehr statt oder es werden traditionelle  Feiern umbenannt. Aus einer Martinsfeier wird ein Laternenfest und aus dem Weihnachtsbaum ein Lebensbaum.

Und wie kann man die Deutsche Schule in Südtirol wieder auf einen erfolgreichen Weg zurückführen? Auch hier wurden von den Besuchern der Veranstaltungen konkrete Vorschläge unterbreitet.

-  alle Kinder und Jugendliche von Migranten müssten zuerst die deutsche Sprache erlernen, bevor sie in die Grund-, Mittel- oder Oberschule eingeschrieben werden. Im Freistaat Bayern hat man z.B. 1200 Klassen geschaffen, um die Kinder von Migranten mit der deutschen Sprache zu beschulen. Ebenso müssen die Eltern dazu angehalten werden,  die deutsche Sprache zu erlernen.

- die Integration von Migranten funktioniert nur dann, wenn deren Anzahl überschaubar ist und die einheimische Bevölkerung mit einem starken Selbstbewusstsein auftritt und an ihrem Glauben, ihrer Kultur und ihrem Brauchtum festhält.

- die deutschen Schulen und Kindergärten müssen den deutschen Kinder und Jugendlichen vorbehalten bleiben, der Anteil der Anderssprachigen darf höchstens 30% betragen. Die Unterrichtssprache und die Verständnissprache bleiben für alle deutsch.

- die Vermittlung der deutschen Hochsprache muss wieder verstärkt gefördert werden und darf nicht durch fragwürdige Experimente (CLIL) in ihrer Bedeutung zurückgedrängt werden. Besonders im Geschichts- und Geographieunterricht muss auch wieder verstärkt auf das Land im Gebirge Bezug genommen werden.

- alle Fremdsprachen und auch die Zweitsprache Italienisch muss von einem pädagogisch ausgebildeten Personal unterrichtet werden, das auch der deutschen Sprache mächtig ist, um die Fremdsprache erklären zu können. Dem Mangel an geschulten Lehrkräften ist dadurch zu begegnen, dass die Absolventen der österreichischen Universitäten an den deutschen Schulen in Südtirol die Lehrbefähigung erhalten. Die Zweisprachigkeitsprüfung ist nur für den Italienischunterricht an deutschen Schulen sowie für den Deutschunterricht an italienischen Schulen Voraussetzung.

- den Schülern muss man wieder Leistung durch Anstrengung zutrauen. Leistung und Fleiß müssen wieder durch das Versetzen in die höhere Klasse belohnt werden. Faulheit und mangelnder Lernerfolg muss hingegen durch „Sitzenbleiben“ geahndet werden. Die Schule darf nicht zum Spaßfaktor degradiert werden. Der fachliche Unterricht muss wieder mehr gefördert und die sog. „Projekte“ reduziert werden.

die Bezirksleitung Burggrafenamt – Passeier

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