Kompanien

Schützenkompanie „Franz Höfler“ Lana gedenkt ihrem Namensgeber

2023_FranzHöfler_GedenkfeierLANA – Schützen und Marketenderinnen aus ganz Tirol fanden sich am 19. November 2023 in Lana ein, um gemeinsam mit der Schützenkompanie „Franz Höfler“ Lana, den Todestag von Franz Höfler vor 62 Jahren zu gedenken. Nach dem Gottesdienst fand am Grabe Höflers die Begrüßung durch den Hauptmann Andreas Pixner sowie die Gedenkrede der ehemaligen Landesrätin Martha Stocker statt.

Franz Höfler wurde Mitte Juli 1961 verhaftet und in die Kaserne nach Meran gebracht, wo er schwer misshandelt und gefoltert wurde. Nach seiner Verlegung in das Gefängnis Bozen verstarb der erst 28-jährige Höfler an den Folgen der Misshandlungen. Franz Höfler war eines der ersten Todesopfer der Folterungen durch den italienischen Staat.

Zahlreiche Schützen aus allen Teilen Tirols folgten der Einladung der Schützenkompanie „Franz Höfler“ Lana zur Gedenkfeier nach Niederlana. Nachdem die Front durch den Landeskommandant Mjr. Roland Seppi, der Vize-Bürgermeisterin Valentina Andreis und der Gedenkrednerin Martha Stocker abgeschritten wurde, marschierten die anwesenden Schützen zur Pfarrkirche. In diesem Jahr war auch die Bürgerkapelle Lana mit dabei, die ihre Cäcilien Feier abhielt. Die heilige Messe wurde vom Deutschorden-Althochmeister P. Bruno Platter OT feierlich zelebriert und von den Schützen sowie der Bürgerkapelle feierlich mitgestaltet.

Nach dem Festgottesdienst erfolgte der Abmarsch zur Grabstätte Franz Höflers auf dem Lananer Friedhof. Der Hauptmann der Schützenkompanie Lana, Andreas Pixner, begrüßte die die Angehörigen der Familie Höfler, allen voran Fahnenpatin und die Schwägerin von Franz Höfler, Anni Höfler. Ebenso konnte er neben der Vize-Bürgermeisterin Valentina Andreis die anwesenden Gemeindereferenten und Gemeinderäte, den Obmann des Südtiroler Heimatbundes Roland Lang, die Offiziere der Bundesleitung des Südtiroler Schützenbundes und alle anwesenden Schützenkameraden willkommen heißen. Besondere Freude bereitete die Anwesenheit der Abordnung der Partnerkompanie Rinn aus Nordtirol, unter dem Kommando von Hauptmann Florian Kiechl.

Als diesjährige Gedenkrednerin konnte die ehemalige Landesrätin Martha Stocker gewonnen werden. In ihrer Ansprache auf dem Friedhof von Lana gedenkte sie besonders Franz Höfler und allen Kameraden, welche sich in den 1960er für unsere Heimat eingesetzt haben. Nach einer Zusammenfassung der Ereignisse der 60er Jahre ging Stocker darauf ein, welche Fragen uns als Tiroler Volk Franz Höfler wohl heute stellen würde.

Zitat: Wie haltet ihr es weiterhin mit dem Hochhalten unserer Tradition in Sprache und Kultur?Wie sehr ist das Bewusstsein bei Euch noch wach, dass wir diese Autonomie nur haben, weil wir ethnische, also volkliche Minderheiten in einem andersnationalen Staate sind?
Erkennt ihr, dass ihr verletzlich geworden seid, weil doch einigen das Bewahren des Eigenen in Sprache und Kultur gleichgültig erscheint, dies auch aus dem Gefühl heraus, es müsse Euch alles wie selbstverständlich zuwachsen, so nach dem Motto: Bemühen war gestern.

Silvius Magnago sagte 1994 auf die Frage, was er sich für die Zukunft wünsche, „dass die Südtiroler nicht moralisch verfetten und durch den Wohlstand ein gewisses Identitätsbewusstsein schwindet“, das, so sagte er, täte ihm weh.
Somit würde uns Franz Höfler auch fragen: Wie sehr ist diese Sorge berechtigt und wie sehr prägt einige heute mehr das Ziel, das Maximum aus diesem Lande herauszuholen ohne die Folgewirkungen in kultureller und ökologischer Hinsicht mit zu bedenken?
Wie sensibel seid ihr, wenn es um Benennungen, Aufschriften, um die Darstellung des Landes nach außen, um das Einfordern von sprachlichen Rechten geht? Und wie sehr passt ihr Euch in welchen Situationen schon vorauseilend an?
Wie stark ist Eure Verbundenheit mit dem Land Tirol und mit der großen österreichischen Heimat? Fragen, die wir mit nach Hause nehmen und vielleicht auch weitergeben.

Die Schützenkompanie Franz Höfler Lana, bedankt sich bei allen Anwesenden für die zahlreiche Teilnahme und den würdigen Gedenktag im Sinne des Tiroler Brauchtums und dem ehrenvollen Gedenken an den ehemaligen Oberjäger der Schützenkompanie Lana, Franz Höfler.

2023_FranzHöfler_Gedenkfeier

 

Hier die gesamte Rede von Martha Stocker:

Sehr geschätzte Teilnehmer und Teilnehmerinnen an dieser Gedenkfeier!

Tradition verpflichtet. Sie verpflichtet aber nicht nur, jedes Jahr hierher zu kommen, sondern aus dem Vergangenen dasjenige weiterzugeben, was an Werthaltungen überdauert und was mit viel Einsatz, mit großen Opfern erworben wurde.

Aber nicht „erwirb es, um es zu besitzen, sondern um es weiterzugeben.“ Dies wäre das, was diejenigen, die für ihren idealistischen Einsatz auch schwere Folterungen über sich ergehen lassen mussten, sich von uns erwarteten. So auch Franz Höfler, der so jung dieses Land, die ihm teure Heimat, verlassen musste.

Er wurde am 26. September 1933 hier geboren und schon am 22. November 1961 war sein junges Leben ausgelöscht, nicht, weil es so hatte sein müssen, sondern weil dem entsprechend nachgeholfen worden war.

Es waren unmenschliche, auch schwerwiegende sadistische Verhörmethoden, brutale Folterungen und Misshandlungen, denen die Attentäter ausgesetzt waren und denen zwei von ihnen erlagen. Einer war Franz Höfler. Schwerwiegend war damals für viele, vor allem für die Angehörigen, auch die Mutlosigkeit der Gerichtsgutachter, die sich erst später ehrlicher zum Zusammenhang der Folterungen mit dem frühzeitigen Tod äußerten. Für weltweites Aufsehen aber sorgte schon damals Italiens Umgang mit den Folterknechten, die im Prozess zu Trient freigesprochen wurden oder unter Amnestie fielen.

Er musste die schwerwiegenden Folterungen erleiden, weil er sich dem aktiven Widerstand aus Verbitterung, Wut und Verzweiflung gegen einen Staat angeschlossen hatte, der mit seinem passiven Widerstand die Rechte der Südtiroler völlig ignorierte. Und nicht nur das: staatlicherseits wurde weiterhin, auch nach dem 2. Weltkrieg, daran gearbeitet, die Südtiroler in die Minderheit zu versetzen, sie tagtäglich spüren zu lassen, dass sie nur Menschen zweiter Klasse sind.

Den Freiheitskämpfern ging es somit darum, die italienische Hinhaltetaktik mit Anschlägen auf Strommasten, im Bau befindliche Wohnungen, Symbole des Faschismus zu durchkreuzen. Die Weltöffentlichkeit sollte weiter – auch nach der Befassung der UNO mit dem Südtirolproblem auf die Situation im Lande aufmerksam gemacht werden.

Die Prägung der jungen Menschen in den 60er Jahren war auch stark vom Pfunderer-Prozess beeinflusst, einem Prozess der Ungerechtigkeit, der heute noch bei vielen Älteren mindestens so einprägsam nachschwingt wie der Mord an J.F.Kennedy 1963. Wenn in einem Fall eine große Welthoffnung für viele zerbrach, so war es im anderen, in unserem Falle, die neuerliche Erkenntnis, dass in diesem Staate keine Gerechtigkeit zu erwarten ist und dies war für einen wie Franz Höfler, dem Gerechtigkeit so wichtig war, besonders schmerzhaft. Nicht nur im Pfunderer-Prozess – der im höchsten Falle ein Kriminalfall war und der zu einem politischen Schauprozess erster Güte hochstilisiert worden war – war die Gerechtigkeit auf der Strecke geblieben, sondern auch in vielen anderen Bereichen und kleineren alltäglichen Dingen. Auch dort spürte man die Staatsmacht und somit verfestigte sich das Empfinden, dass man bald zu Fremden im eigenen Land werden könnte. So zum Beispiel, wenn es um die Fahne und das Fahnenhissen ging.

Heute weht die Fahne ganz selbstverständlich vom Kirchturm und wir sind uns nicht mehr bewusst, dass darauf Gefängnis stand und z.B. Sepp Kerschbaumer, der Chef des BAS, dafür ins Gefängnis musste. Franz Höfler wird sich mit uns freuen, sie heute so schön flattern zu sehen, wenn auch mit

Trauerflor. Sie flatterte auch damals immer wieder am Kirchturm, aber eben verbotenerweise. Er würde sich auch über vieles andere freuen, was an Positiven in diesem Lande in Autonomie, in Eigenverantwortung und Eigengestaltung erreicht worden ist.

Er würde uns aber auch Fragen stellen, uns allen, der ganzen Südtiroler Gesellschaft, einschließlich der politischen VerantwortungsträgerInnen auf Gemeinde- und Landesebene:

Wie haltet ihr es weiterhin mit dem Hochhalten unserer Tradition in Sprache und Kultur?

Wie sehr ist das Bewusstsein bei Euch noch wach, dass wir diese Autonomie nur haben, weil wir ethnische, also volkliche Minderheiten in einem andersnationalen Staate sind?

Erkennt ihr, dass ihr verletzlich geworden seid, weil doch einigen das Bewahren des Eigenen in Sprache und Kultur gleichgültig erscheint, dies auch aus dem Gefühl heraus, es müsse Euch alles wie selbstverständlich zuwachsen, so nach dem Motto: Bemühen war gestern.

Silvius Magnago sagte 1994 auf die Frage, was er sich für die Zukunft wünsche, „dass die Südtiroler nicht moralisch verfetten und durch den Wohlstand ein gewisses Identitätsbewusstsein schwindet“, das, so sagte er, täte ihm weh.

Somit würde uns Franz Höfler auch fragen: Wie sehr ist diese Sorge berechtigt und wie sehr prägt einige heute mehr das Ziel, das Maximum aus diesem Lande herauszuholen ohne die Folgewirkungen in kultureller und ökologischer Hinsicht mit zu bedenken?

Wie sensibel seid ihr, wenn es um Benennungen, Aufschriften, um die Darstellung des Landes nach außen, um das Einfordern von sprachlichen Rechten geht? Und wie sehr passt ihr Euch in welchen Situationen schon vorauseilend an?

Wie stark ist Eure Verbundenheit mit dem Land Tirol und mit der großen österreichischen Heimat? Fragen, die wir mit nach Hause nehmen und vielleicht auch weitergeben.

Das letzte Wort soll heute ein Mithäftling von Franz Höfler haben, nämlich Helmut Kritzinger, der ehemalige Präsident des österreichischen Bundesrates, der uns erst vor kurzem, am 28. Oktober 2023, verlassen hat. Er schrieb nach seiner Flucht nach Österreich für das Referat S folgenden Bericht zu Franz Höfler: „Als er ins Gefängnis kam, sah ich auf seinem Nacken (man muss wissen, das alles ist vorher in den Carabinierikasernen passiert) eine handtellergroße Geschwulst. Sein rechtes Ohr war losgetrennt und das ganze Gesicht von den vielen Faustschlägen und Ohrfeigen geschwollen. Auch die Augen […] sahen entzündet aus. Die Geschwulst am Nacken haben Kolbenhiebe verursacht, die ihm von den Karabinieri verabreicht worden waren, wenn er sich von der Quarzlampe wegwandte.“ Dabei können wir uns nur noch schwer vorstellen, was es bedeutet hatte stundenlang dem gleißenden Licht von Quarzlampen ausgesetzt zu sein und Stunden über Stunden auf Zehenspitzen, mit erhobenen Händen zu stehen. Dieses nur gedanklich auszuhalten, bereitet uns schon Schwierigkeiten. Daher: Teure Menschen, die Ihr Euch für die Heimat eingesetzt habt und die Ihr heute nicht mehr unter uns seid, und das waren viele: lebet wohl! Lebet wohl!

 

Franz Höfler 19.11.2023

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>