Erster Weltkrieg

Vinschger Schützen besichtigen Ortlerfront

Auf den Spuren der (Ur)Großväter


von Hptm. Arno Rainer

???VINSCHGAU – Eine Gruppe junger Schützen und Marketenderinnen brach kürzlich zu einer zweitägigen Exkursion an die Ortlerfront auf. Unter sachkundiger Führung des bekannten Ortlerfront-experten Manfred Haringer machten sich einige Teilnehmer des ersten und zweiten Offizierslehrganges der Vinschger Schützen auf die Spuren der Frontsoldaten von 1915-18. Begleitet wurden sie von Bezirksmajor Peter Kaserer.
Die Anreise zum Startpunkt in Sulden erfolgte an einem wolkigen Samstagmorgen, ganz umweltbewusst mit Vinschgerbahn und Bus. Hier traf man auf eine zweite Gruppe von Schützen aus dem Oberinntal und dem Vinschgau. Diese waren auf dem Weg zum Eisseepass, um die Errichtung eines Gedenkkreuzes für die Tiroler Standschützen vorzubereiten. Von Sulden aus ging es für beide Gruppen bequem mit der Seilbahn zur Schaubachhütte. Dort gab es eine kurze Einweisung dazu, was an dieser Stelle und auf den umliegenden Gipfeln im 1. Weltkrieg alles los war. Es folgte der beschwerliche Aufstieg über den Stecknerweg in Richtung Eisseespitze.

???Dort zeigte sich auch gleich die gute Kameradschaft unter den Schützen. Als nämlich eine Kameradin Mühe hatte, mit dem flotten Marschtempo mit zu halten, wurde nicht nur einen Gang zurück geschaltet. Getreu dem biblischen Motto „Einer trage des anderen Last“ wurde gleich noch ihr Rucksack von den schnelleren Kameraden mitgetragen.
Nach kurzer Rast auf der Eisseespitze ging es zum Eisseepass mit den Überresten der Halleschen Hütte. Bei Kriegsende im November 1918 wurde die Hütte niedergebrannt. Ein Steinobelisk, errichtet vom Alpenverein, die Mauerreste und zahlreiche Kriegsrelikte erinnern heute noch an damals. Expeditionsführer Manfred Haringer ließ hier mit seinen eindrucksvollen Schilderungen die Geschichte wieder lebendig werden.
Nach der Mittagspause trennten sich die Wege der beiden Gruppen. Während die einen wieder ins Tal abstiegen, nachdem sie das Fundament für ihr Gedenkkreuz aufgestellt hatten, hieß es für die anderen weitermarschieren. Der Weg ging über die Schneefelder des Langferners bis zu Casati-Hütte. Das Schutzhaus liegt bereits in der Region Lombardei. Doch wegen seiner strategisch wichtigen Lage, wurde dieser Punkt beim Kriegseintritt Italiens sofort von österreichisch-ungarischen Truppen besetzt. Unter Ihnen auch zahlreiche freiwillige Standschützen aus dem Vinschgau. Trotz beißenden Windes ließ es sich keiner nehmen die Überrest der Stellungen ausführlich zu besichtigen.

Die Casati-Hütte diente dann als willkommene Gelegenheit um sich endlich aufzuwärmen. Ein Tisch in der Bar diente als Schulungsraum. Anhand eines Fotoalbums von Manfred Haringer und seiner Erzählungen konnte man sich in die Zeit vor 100 Jahren zurück versetzen. Nach ausführliche Gesprächen und viel Geselligkeit hieß es dann aber irgendwann Nachtruhe.
Exkursion Ortlerfront 012Am folgende Tag klarte der Himmel auf. Es blies aber ein starker Wind, der die gefühlte Temperatur weit unter das sinken ließ, was das Thermometer eigentlich an Wärme verhieß. Bei herrlicher Weitsicht ging es über den Gletscher zu den „drei Kanonen“. Bei diesen handelt es sich eigentlich um drei italienische Haubitzen, die als Beutegeschütze nach der 12. Isonzoschlacht hierher gebracht wurden.
Der Transport der Geschütze von Goldrain durch das Martelltal bis auf ihren Standpunkt am Eiskofel dauerte von Februar bis Juni 1918. Als die 12 vorgespannten Pferde nicht mehr weiter konnten, musste 120 Mann das zerlegte Geschütz ziehen. Sie froren im Winter mit den Händen am Seil fest.

Der Abstieg erfolgte dann über den Langferner in Richtung Martell. Dabei wurden noch die Überreste der ehemaligen Materialbahn besichtigt. Besonderen Eindruck machten auch die Einschlagskrater der italienischen Artillerie und die Granatsplitter, die man noch heute finden kann.
Exkursion Ortlerfront 010Am Nachmittag traf die Gruppe dann müde aber zufrieden auf der Zufallhütte ein. Hier am ehemaligen Versorgungspunkt der Cevedalefront wurde in geselliger Runde das erlebte nochmals Revue passieren gelassen, bevor man den Tag mit einer gemeinsamen Marende ausklingen ließ.
Die Teilnehmer möchten sich auf diesem Wege nochmals ganz herzlich bei Manfred Haringer bedanken, der diese zwei Tage zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht hat. Einen besseren Begleiter für diese Tour könnte man sich gar nicht wünschen.

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