Erster Weltkrieg

Festungswerke in Tirol (1)

Die „Sperre Tre Sassi“

von Patrick Steinacher

Die Sperre Tre Sassi (richtig Tra i Sassi = „zwischen den Felsen“) liegt am Valparolapass und wurde, im Rahmen der zweiten Bauepoche des Festungsgürtels, von 1898 bis 1901 errichtet. Sie gehört dem Typus Gebirgsfort an, welcher von Feldmarschallleutnant Vogl entworfen wurde, und verfügt bereits über drehbare Geschütz-Panzerkuppeln und Geschützkasematten (bombensicherer Kampfraum). Der Großteil der Sperre liegt noch wie in der ersten Bauepoche (ab 1860/61) über der Erde und auch Unterkünfte und Lagerräume waren noch auf engsten Raum mit den Geschütztrakten verbunden, so dass bei Volltreffern Mannschaft und Versorgung gefährdet werden konnte. Auch gab es rund um die Sperre gedeckte Laufgräben zur Abwehr von Angriffen.

Die sogenannte Werksbesatzung setzte sich aus Festungs-Artilleristen und Infanteristen zusammen. Erstere gehörten zur Elite Österreich-Ungarns und wurden bereits während Friedenszeiten auf den Kriegseinsatz vorbereitet. So konnten sie bei einer Meldung eines Artilleriebeobachters das angegebene Planquadrat selbst bei Dunkelheit und bei Einschlägen feindlicher Granaten, bei welchen das gesamte Sperrwerk erzitterte, zielsicher treffen.
Letztere mussten feindliche Truppen vor der Sperre abfangen und die Kehle (schwächer ausgeführte Rückseite eines Forts) verteidigen. Sie wurden von im Vorfeld und in der Sperre platzierten MGs unterstützt.

Die Sperre Tre Sassi wurde ab 5. Juli 1915 durch massiven Beschuss stark in Mitleidenschaft gezogen, konnte aber trotz seiner veralteten Bauweise jeden Durchbruchsversuch ins Abteital erfolgreich abwehren. Was die Besatzung während dieser Beschießungen aushalten musste, ist heute kaum noch nachvollziehbar: Einschlagende Granaten ließen die Mauern der Sperre erzittern und sobald eine davon traf, wurde das Innere der Sperre von den Rufen und dem Stöhnen sterbender und schwerverletzter Soldaten erfüllt. Überall lagen Tote herum und viele Überlebende bekamen psychische Probleme.

Man begann außerhalb der Sperre Unterstände zu errichten und legte so den Grundstein für die sogenannte Edelweißstellung, einer Verteidigungslinie südlich der Sperre. Die Sperre wurde still und heimlich desarmiert und die Geschütze wurden auf dem Hexenstein in Stellung gebracht.
Um ein intaktes Fort vorzutäuschen stellte man Attrappen auf und lies Patrouillen Tag und Nacht um die Sperre herumgehen. Die Italiener erlagen dieser Täuschung und beschossen die Sperre massiv.
Eine weitere Quelle besagt, dass die Sperre zu einer Unterkunft umfunktioniert wurde.
Auf jeden Fall beteiligte sich die Sperre Tre Sassi nur noch passiv am Kriegsgeschehen und wurde nur teilweise wieder hergestellt. Die Forts auf der Hochfläche der Sieben Gemeinden hingegen, wurden nach der großen österreichischen Frühjahrsoffensive 1916 wieder vollständig in Takt gesetzt und versahen ihren Dienst bis Kriegsende 1918.
Am Valparolapass wurde die Sperre nicht mehr benötigt, da der Hexenstein diese Aufgabe übernommen hatte.

Quellen:

Wachtler, Michael; Giacomel, Paolo; Obwegs, Günther: Krieg, Tod und Leid-Dolomiten, Verlag Athesia Touristik – Ferrari-Auer GmbH, Bozen 2004

Illing, Stefano; Brandauer, Isabelle: Der Erste Weltkrieg auf dem Sasso di Stria-Illustrierter Führer der Kriegstellungen mit historischen Zeugnissen, Grafiche Antiga – Crocetta del Montello, Cortina d’Ampezzo 2008

Von Lichem, Heinz: Krieg in den Alpen 1915-1918 – Band 2 – Die Dolomitenfront, Weltbildverlag, Augsburg 1993

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