Auf den Spuren der Nalser Geschichte
Am Donnerstagabend des 31. Juli 2025 verwandelte sich das Dorf Nals in eine lebendige Bühne für Geschichte und Geschichten. Die Schützenkompanie Nals hatte zum historischen Dorfrundgang unter dem Titel „Heimat entdecken“ geladen. Ziel war es, alteingesessene und neue Dorfbewohner gleichermaßen für die faszinierende Geschichte und die besonderen Orte von Nals zu begeistern.
Knapp 20 Interessierte folgten der Einladung und ließen sich unter der lebendigen und fachkundigen Führung von Frieda Simeaner Prantl durch das Dorf geleiten. Mit Charme und vielen Anekdoten verstand sie es, Geschichte lebendig werden zu lassen.
Auftakt im Herzen von Nals: Die „Sonne“ als Zeitzeugin
Gestartet wurde beim Kulturzentrum Sonne, einst der traditionsreiche Gasthof Sonne – über viele Jahrzehnte Treffpunkt für Jung und Alt und heute die Heimat der Nalser Bibliothek. Hauptmann Georg Wenter begrüßte die Teilnehmer, darunter auch Bürgermeister Eduard Gasser, Vizebürgermeisterin Angelika Ebner Kollmann und Altbürgermeister Ludwig Busetti. In seiner Ansprache unterstrich Wenter, warum die Schützen diesen Rundgang ins Leben gerufen hatten: „Heimat liegt uns Schützen ganz besonders am Herzen – und die beginnt im Kleinen, im eigenen Dorf. “
Frieda Prantl richtete den Blick auf die frühen Spuren dieser Heimat: Archäologische Funde aus der Nontl-Zone, heute in der Bibliothek ausgestellt, künden von einer über dreitausendjährigen Siedlungsgeschichte in Nals. Vom späten 2. Jahrtausend v. Chr. über Eisenzeit bis hin zur Römerzeit wurden in Nals zahlreiche Relikte geborgen – stille Zeugen einer wechselvollen Vergangenheit.
Sagen, Höfe und steinerne Zeugen
Ein Blick in die dörfliche Alltagsgeschichte folgte beim traditionsreichen Hiaseggerhof der Familie Pollinger. Hausherr Max Pollinger ließ die Geschichte des Hofs bis ins 17. Jahrhundert Revue passieren. Für Gänsehautmomente sorgte Frieda Prantl mit ihrer Erzählung zur Sage vom mysteriösen „Kotter-Keller“, einer unterirdischen Kammer voller Rätsel.
An der ehrwürdigen Pfarrkirche St. Ulrich berichtete Frieda Prantl über die mit viel Herzblut durchgeführten Restaurierungen der vergangenen Jahre. Nur ein paar Schritte weiter zog die Schwanburg – ein stolzes Zeugnis adliger Baukunst und älteste Privatweinkellerei Südtirols – die Aufmerksamkeit auf sich. Auch das Wirtschaftsgebäude der Familie Varesco, mächtig thronend im „Hiager-Dorf“, entpuppte sich als Schatztruhe interessanter Geschichten.
Grenzen, Brücken und das Wasser des Lebens
Entlang der Andreas-Hofer-Straße und durch die Goldgasse bis zum Figl-Kreuz erfuhren die Teilnehmenden von einer kaum bekannten Episode: Hier an der Gemeindegrenze zu Tisens verlief auch von 1810 bis 1814 eine Grenze: Und zwar die Grenze zwischen dem Königreich Bayern und Italien. Ein faszinierendes Stück Europageschichte mitten in Nals!
Über die Mühlgasse führte der Weg weiter zum Nepomuk-Bildstöckl. Die wunderschöne Statue des Brückenheiligen Johannes Nepomuk erinnert an die tiefe Verbindung zwischen Dorf und Wasser – ein umso eindrucksvolleres Symbol angesichts der Murenkatastrophe im Jahr 2000 und der bis heute anhaltenden Bedeutung des Elements für Nals.
Ein besonders malerischer Höhepunkt war sodann der Ansitz “Rosengartner”, ein eindrucksvoller Bau der Renaissancezeit, der erstmals im 16. Jahrhundert als Wirtstaverne “Rote Rose” erwähnt wurde.
Nalser Wappen und ein starker Abschluss
Auf dem Rathausplatz schloss Frieda Prantl den geschichtlichen Bogen mit einer poetischen Deutung des Nalser Wappens: Die Stiere verkörpern laut ihrer eigenen Interpretation die Bodenständigkeit und Naturverbundenheit – aber auch die sprichwörtliche Sturheit der Nalser. Die Schwäne hingegen ständen für das Nalser Selbstbewusstheit – und somit ein Sinnbild für die elegant ausbalancierte Identität des Dorfes.
Bei einem gemütlichen Ausklang im Schützenheim bedankte sich Hauptmann Georg Wenter bei Frieda Simeaner Prantl für ihre mitreißende Führung. Der gelungene Abend zeigte: Heimat ist mehr als ein Ort – sie ist gelebte Geschichte und gemeinsames Erleben.
