Ein Bekenntnis zur gemeinsamen Heimat mit ihren Werten und Traditionen haben etwa 7.000 Schützen und Marketenderinnen aus allen Landesteilen Tirols und Bayern am heutigen Sonntag beim 26. Alpenregionstreffen im Passeiertal abgelegt. Im Anschluss an die feierliche Messe mit dem Bischof der Diözese Bozen-Brixen Ivo Muser, den Grußworten der Ehrengäste und den Ehrungen marschierten die Schützenkompanien mit ihren farbenfrohen Trachten und bunten Fahnen zum großen Festumzug durch das historische Ortszentrum von St. Martin in Passeier.
Es war ein beeindruckendes Bild, das die Schützen aus Nord-, Süd-, Ost-, Welschtirol und Bayern am heutigen Sonntagvormittag im Passeiertal boten: Etwa 7.000 Trachtenträgerinnen und Trachtenträger marschierten zum 26. Alpenregionstreffen auf, das coronabedingt bereits zwei Mal verschoben werden musste und an diesem Wochenende in St. Martin über die Bühne ging.
„Menschen, die zusammenhalten, sind nie alleine“, begrüßte die Bürgermeisterin von St. Martin in Passeier Rosmarie Pamer Schützen, Marketenderinnen und Ehrengäste mit einem Spruch, der sie bereits eine ganze Weile begleitet. „Ich wünsche mir, dass dieses Gefühl der Verbundenheit, der Kameradschaft und der Freundschaft heute im Passeier spürbar wird und uns durch die nächste Zeit tragen möge. Denn das Alpenregionstreffen verbindet, ja Passier verbindet“, so Pamer.
In dieselbe Kerbe schlug der Hauptmann der Schützenkompanie St. Martin in Passeier Armin Oberprantacher in seiner Begrüßung. „Für Gott, Kaiser und Vaterland, für Friede, Freiheit und Freundschaft ist auf vielen unserer Fahnen zu lesen“, so Oberprantacher. „Diese Schlagwörter eins und Leitfaden und Auftrag, denn im Grunde beschreiben sie unsere Werte. Werte, für die wir Schützen einstehen; Werte, die uns tragen durch unsichere und stürmische Zeiten; Werte, die uns Halt geben, wenn sich die Welt um uns immer schneller zu drehen scheint. Es sind Werte, auf die wir zählen können, die uns in Freundschaft verbinden.“
Nach der offiziellen Begrüßung folgte die feierliche Festmesse mit dem Bischof der Diözese Bozen-Brixen Ivo Muser, der den Schützen und Marketenderinnen in seiner Predigt einige Gedanken zum Begriff „Heimat“ mit auf den Weg gab: „Christen lassen sich von niemanden einreden, dass diese Welt mit all ihren Gütern und Werten schon die letzte Bestimmung des Menschen sein kann“, so Bischof Muser. „Ja, es kann sogar gefährlich sein, ein Stück dieser Welt zur letzten und einzigen Heimat zu erklären.“ Der Bischof forderte dazu auf, sich mit Entschiedenheit für ein friedliches Zusammenleben, für eine Einheit in der Vielfalt einzusetzen, „hier bei uns und überall in Europa, wo verschiedene Sprachen, Volksgruppen, Kulturen und Religionen einander begegnen und sich gegenseitig fördern und bereichern können – wenn wir es wollen und zulassen!“
Nach der Feldmesse sprachen die Landeshauptleute Arno Kompatscher (Südtirol), Günther Platter (Tirol), Maurizio Fugatti (Trentino) sowie die bayerische Staatsministerin Michaela Kaniber und der Landeskommandant des Bundes der Tiroler Schützenkompanien Thomas Saurer einige kurze Grußworte.
Kompatscher ging in seinen Worten auf das 50-jährige Jubiläum des zweiten Autonomiestatutes und seine Bedeutung für den Frieden und das Zusammenleben ein. „Voraussetzung für ein respektvolles Aufeinander-Zugehen ist, dass wir bewusst und selbstbewusst unsere Heimat und unserer Traditionen pflegen“, so der Südtiroler Landeshauptmann, der das Alpenregionsfest als ein Fest der Heimat und der Volkskultur, aber auch als ein Fest für Frieden, Freiheit, Offenheit und Toleranz sieht.
„Man spürt hier so richtig die Heimatverbundenheit und Tradition“, betonte auch der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter die gemeinsamen Werte in der Alpenregion. Platter mahnte in seinen Worten zu Zuversicht und Optimismus, gerade in schwierigen Zeiten. „Es ist unsere Verantwortung aufzuklären über unsere Werte und Traditionen“, so Platter.
Maurizio Fugatti ging ebenso auf die Werte ein, „welche die Ideale der Europaregion Tirol, Südtirol und Trentino sind“, so der Trienter Landeshauptmann. „Es sind schwierige Zeiten in Europa. Wir sind uns dessen bewusst, dass wir alle zusammen am Frieden und an der Freiheit arbeiten müssen. Die Euregio hat genau dies zum Ziel.“
„Eine Tracht zieht man nicht an, eine Tracht legt man an“, sagte die bayrische Staatsministerin Michaela Kaniber, die in der Folge auf die Bedeutung der Alpen einging. „Die Berge bringen Menschen zusammen“, so Kaniber. „Die Alpen sind und bleiben ein Juwel, oder wie man sagt: Es ist ein Geschenk Gottes, der Rest ist harte Arbeit“, forderte die Staatsministerin dazu auf, die Kräfte für die Zukunft zu bündeln.
Thomas Saurer entschuldigte sich in seinen Worten, dass die Tiroler und die bayerischen Schützen nicht voll ausgestattet mit Säbeln und Gewehren zum Alpenregionstreffen angetreten waren, „dem Symbol unserer Wehrhaftigkeit“, so Saurer. „Das Alpenregionstreffen ist ein Neustart in einer schwierigen Zeit. Auch wenn sich vieles im Laufe der Geschichte ändert, unsere Wehrhaftigkeit bleibt, unsere Fähigkeit und unser Willen die Heimat zu verteidigen.“
Vor dem großen Festumzug sind Elmar Thaler, Stephan Zangerl, Hermann Egger und Gerhard Biller mit dem Maximiliankreuz des Bundes der Tiroler Schützenkompanien geehrt worden. Anschließend marschierten die rund 7.000 teilnehmenden Trachtenträgerinnen und -träger durch den historischen Ortskern von St. Martin in Passeier zum Festzelt.
Passeiertal, am 15. Mai 2022