Kompanien

Respekt der Menschenwürde – Schützen gedenken des Freiheitskämpfers Franz Höfler

LANA – Rund 200 Schützen gedachten am Sonntag, 24. November 2019 des 58. Todestags von Franz Höfler in der Pfarrkirche von Niederlana. Dazu geladen hatte die Schützenkompanie Lana, deren Oberjäger Franz Höfler nach der Wiedergründung im Jahre 1958 war. Franz Höfler verstarb in der Nacht auf den 23. November 1961 in italienischer Untersuchungshaft aufgrund der erlittenen Folterungen. Die Familie Höfler, Schützen aus ganz Tirol sowie zahlreiche Zivilpersonen nahmen an der Feier teil.

Nach dem Einmarsch in die Pfarrkirche von Niederlana zelebrierte Pater Christoph Waldner OT die Heilige Messe.

Nach der Messfeier versammelten sich Schützen und Marketenderinnen am Grab Franz Höflers, wo Andreas Pixner, Hauptmann der Schützenkompanie Lana die Anwesenden begrüßte. Unter anderem begrüßte er Gemeindereferent Helmut Holzner, den Bundesgeschäftsführer des Südtiroler Schützenbundes Mjr. Egon Zemmer, sowie den Obmann des Südtiroler Heimatbundes Roland Lang. Als Gedenkredner begrüßte die Kompanie Lana heuer den Rechtsanwalt Dr. Nicola Canestrini aus Rovereto. Neben den Abordnungen der Kompanien des Schützenbezirkes und des Südtiroler Schützenbundes, begrüßte er auch Abordnungen der Schwesterkompanie „Josef Speckbacher“ Rinn aus Nordtirol und die Königlich Bayerische Gebirgsschützenkompanie Aschau im Chiemgau.

Pater Christoph Waldner OT hielt anschließend am Grabe der Familie Höflers das Totengedenken für die verstorbenen der Familie Höfler und aller verstorbenen Schützen der Kompanie Lana.

Anschließend folgte eine kurze Anregung von Hptm. Andreas Pixner zu dem Sinn einer Gedenkfeier für die heutige Gesellschaft. Allgemein sprach er von der momentanen Situation und Zustand der Südtiroler Landesautonomie, die Diskussion um die doppelte Staatsbürgerschaft für Südtiroler und die für die Zukunft wichtigen Ziele, die es Umzusetzen gilt um ein für Alle zufriedenstellenden Minderheitenschutz zu garantieren.

 

Es folgte die Gedenkrede von Dr. Nicola Canestrini, der Eingangs einen Teil des Folterbriefs verlas, den Franz Höfler verfasst hatte:

„Bin am Samstag 15. Julinachts verhaftet worden. Mußte vom Samstag bis Dienstag früh ununterbrochen in Habachtstellung stehen ohne Essen und Trinken. Am Dienstag wurde ich dann verhört, wo man mir das Unglaublichste vorwarf. Als ich dies alles verneinte, wurde ich dann mit Fußtritten und Fausthieben ins Gesicht überdeckt. Ebenso wurde mir mit dem Gewehrschaft so stark auf die Zehen geschlagen sodaß ich heute noch, nach zwei Monaten, am großen Zehn nicht geheilt bin, und ärztliche Pflege bedarf. Bin dann noch 3-4 Stunden unter einer Lampe gestanden und habe daraus Schaden gezogen, da ich in den Augen empfindlich bin und jetzt vielweniger sehe. Sie haben mir dann noch das linke Ohr losgerissen, wo ich sehr blutete. Am Mittwoch wurde ich dann nochmals zu Boden geschlagen, und ich war fast bewusstlos. Um diesen Mißhandlungen endlich zu entgehen, habe ich dann ein vorgelegtes Protokoll unterschrieben. Da ich schon vor dem Untersuchungsrichter war, habe ich aus den Karabinieriprotokollen entnommen, mit was für Lügendokumente die Polizei versucht hatte mich schuldig zu stempeln. […]“.

Er ging in der Folge auf die Aufarbeitung der Anschuldigungen für die wegen Folter an politische Gefangene angeklagten Beamten der Carabinieri und des italienischen Staates ein. Neben den Urteilen im Prozess von Trient, wo 8 Angeklagte Freigesprochen wurden und zwei Begnadigt wurden. Begnadigt werden nur jene Verurteilten die schuldig sind, so Canestrini in seiner Ausführung. Wenig verwunderlich ist es auch, dass nach seinen Recherchen ein Offizier nach dem Urteil von Trient von den Staatsbehördenausgezeichnet wurde, anschließend versetzt wurde und nach einiger Zeit auch in seinem neuen Dienstort in Bergamo wegen Folter an einen Verhafteten angeklagt wurde.

Auch beim Schriftstück der Urteilsbegründung im Mailänder Prozess sind schriftlich vom Richter vermerke zu finden, die auf ein übertriebenes hartes Vorgehen gegen die Angeklagten spricht. Herr Canestrini führte anschließend noch genau aus, was in den Menschenrechtskonventionen der UN, die Italien 1987 mit ratifiziert hatte das Verbot von Folter an Menschen untersagt. Genauso zählte er die nach den 60-iger Jahren in Italien stattgefundenen großen Prozesse auf, die wegen zu übertriebener Härte der Polizei vor Gericht zur Verurteilung der Beamten geführt haben.

Für Nicola Canestrini ist es immer noch eine Nachlässigkeit, dass Italien als einziges Land im Westen noch keine Erkennungsflicht für seine Polizeikräfte verpflichtend eingeführt hat. In dieser Anonymität ist die Versuchung Illegales zu verüben natürlich viel größer.

Der Gedenkredner schließt mit folgendem Satz:

„Liebe Südtiroler Freunde, cari amici sudtirolesi: ob Verbrecher, Migranten, Italiener, Europäer oder Ausländer: Einhaltung der Menschenrechte ist nicht Sache der Politik, sondern Respekt der Menschenwürde.

Genau jener Würde, die wir mit der heutigen Veranstaltung für Franz Höfler ehren wollen.“

Bläser des Bürgerkapelle Lana umrahmten die Gedenkfeier in würdiger Weise und nach dem Abfeuern einer Ehrensalve durch die Schützenkompanie Lana und der Weise „Vom guten Kameraden“ klang die Gedenkfeier mit einer Kranzniederlegung und der Tiroler Landeshymne aus.

 

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