Kultur

Der Museumsgründer

 

Alexander Schwabl im Portrait


Alexander Schwabl (43) in seiner Museumsstube.

Vor hundert Jahren wurde die Südgrenze Tirols zum Frontgebiet. Zwanzig Jahre nach dem Ende des 1. Weltkrieges kam es zur nächsten Katastrophe. Der 2. Weltkrieg stand dem Ersten an Schrecken in Nichts nach. Über diese furchtbaren Ereignisse sind unzählige Bücher geschrieben worden. Einige davon stammen aus der Feder eines jungen Lananers, der in seinem Heimathaus ein Museum zur Geschichte der beiden Kriege eingerichtet hat. Es ist das einzige „Kriegsmuseum“, das es in Südtirol gibt.

Orte der Erinnerung

Südtirol besitzt eine reiche Museumslandschaft. Sie ist in den letzten zwanzig Jahren beträchtlich angewachsen. Bedeutende Landesmuseen entstanden, an deren Aufbau und Führung sich zahlreiche Fachleute beteilig(t)en. Die nicht unerheblichen Kosten sind gut investiertes Steuergeld. Die Museen erklären nicht nur unseren Gästen, was und wer wir sind. Sie helfen auch uns Südtirolern, uns und unsere Heimat besser zu verstehen. Neben den Landesmuseen gibt es noch andere Museen. Sie sind oft das Lebenswerk von einzelnen Menschen. So war es Luis Oberrauch, der das Südtiroler Weinmuseum gegründet hat, Gottfried Oberthaler schuf das Ultner Talmuseum, Siegfried de Rachewiltz das Landwirtschaftsmuseum Brunnenburg, um nur einige Beispiele zu nennen. Was dabei an Geldmitteln fehlte, wurde durch enormen persönlichen Einsatz wettgemacht, Expertenwissen nicht eingekauft, sondern in jahrzehntelanger Forschungstätigkeit selbst erworben, professionelles Marketing durch die Nähe zur Landschaft und ihren Menschen ersetzt. Deshalb stehen der Erlebniswert und der Informationsgehalt dieser Museen jenem der großen Landesmuseen oft nicht nach.

Das „Kleine Museum“

Eine solche Einrichtung ist auch das „Kleine Museum“ von Alexander Schwabl in Lana. In fast 25jähriger Arbeit hat der gelernte Schlosser in seinem Heimathaus eine Sammlung aufgebaut, welche nahezu einzigartig in Südtirol dasteht. Mehr als 3.000 Fotos und Dokumente aus dem 1. u. 2. Weltkrieg, historische Waffen und Ausrüstungen, Uniformen der verschiedenen Armeen und Einheiten, Feldpostkarten, Sterbebilder, Briefe und vieles mehr bilden das Herzstück der Dokumentation. Sie vermittelt den Besuchern, darunter bislang über tausend Schüler, ein eindrucksvolles Bild vom Kriegsgeschehen und vom Alltag der Soldaten vor allem was unsere Heimat betrifft. 1999 fand die Sonderausstellung „Der Hochgebirgskrieg 1915-1918“ in der Mittelschule Lana statt, 2005 folgte „Trommelwirbel-Totenstille, Krieg in der Heimat 1915-1918“ im Südtiroler Obstbaumuseum. 2006 entlehnte das Landesmuseum Schloss Tirol Militaria von Alexander Schwabl, 2009 filmte ein Kamerateam aus dem Trentino im Museum für einen Dokumentarfilm zum 1. Weltkrieg, 2014 arbeitete Alexander Schwabl am Erinnerungsprojekt zum 1. Weltkrieg „European 1914-1918“ in der Franzensfeste mit.

Das „Kleine Museum“ zu Gast in Dresden

 

Das KM heute
Aufgrund seiner umfangreichen und einzigartigen Exponate zählt das „Kleine Museum“ zu den Leihgebern des militärhistorischen Museums in Dresden.

Nicht nur aus allen Teilen des historischen Tirols, sondern auch aus dem Ausland wird das große Fachwissen von Alexander Schwabl nachgefragt. Unter den Leihgebern für die große Sonderausstellung „Menschen 14“ im militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden befindet sich auch das „Kleine Museum“ in Lana. Manche Ergebnisse der akribischen Forschungen von Alexander Schwabl sind mittlerweile in Buchform zugänglich. 2005 erschien der Band „Das k.u.k. Standschützen-Bataillon Lana“, 2010 das Buch „Des woas i nou guat… Erinnerungen an Ereignisse in Lana während des 2. Weltkrieges“. 2014 gab Alexander Schwabl gemeinsam mit dem Trientner Historiker Marco Ischia die Dokumentation „Die Standschützen auf den Bergen des Ledrotales“ in deutscher und italienischer Sprache heraus. Am 19. April 2015 wird um 16 Uhr im Kolpinghaus in Obermais die Chronik „Der österreichisch-ungarische Soldatenfriedhof in Meran- 100 Jahre bewegte und bewegende Geschichte eines Gräberfeldes“ vorgestellt, das Alexander Schwabl im Auftrag des Vereines für die Pflege des deutschen und österreichischen Soldatenfriedhofes in Meran verfasst hat.

Von den Freuden und Leiden eines Sammlers

 

Sommer 1986 - Das erste Relikt aus jener Zeit, die mich sp__ter so sehr in ihren Bann ziehen wird...
Sommer 1986: Der 14-jährige Alexander Schwabl mit seinem ersten Kriegsrelikt!

Am Beginn der Museumstätigkeit von Alexander Schwabl stand ein Ereignis, das einen weniger überzeugten Forscher diese wohl für immer vergällt hätte. Am 20.5.1996 durchsuchten zehn Sicherheitskräfte das als Waffenarsenal verleumdete kleine Museum und verfrachteten den jungen Sammler in Handschellen nach Bozen, wo er eine Nacht im Gefängnis verbringen musste, bis der Haftrichter seine sofortige Freilassung anordnete. Wenige Tage später überschlugen sich die Medienberichte über den „großen Fall“ in Lana! Für dieses traumatische Erlebnis sieht sich Alexander Schwabl durch viele positive Begegnungen mit wertvollen Menschen entschädigt.
„Es sind Archivare, Historiker, vor allem aber Heimatforscher, die meist still und unbeachtet Großartiges leisten. Ich denke da zum Beispiel an zwei Trientner Heimatforscher, die eine unglaublich große Liste von gefallenen und vermissten Soldaten der ehemaligen k.u.k. Armee erarbeitet haben oder an den hochverdienten Erforscher der Kriegsereignisse im Ledro Tal Alfonso Zecchini, der mich auf einer Wanderung auf den Spuren der Lananer Standschützen in deutscher Sprache begrüßte und zu einem meiner liebsten Weggefährten wurde.“

„Wer nicht gräbt, kann nichts finden“

 

08.12.2008 Verleihung des gro__en Ehrenkreuz durch Herrn Ernest Murrer, Vertreter des __.S.K.
Im Jahr 2008 wurde Schwabl vom österreichischen Schwarzen Kreuz mit dem „Großen Ehrenkreuz“ ausgezeichnet.

Fragt man den 1972 geborenen Autor und Museumsbetreiber, was ihn veranlasst seit über zwanzig Jahren nahezu seine gesamte Freizeit in den Dienst dieser mühevollen Sammler- und Forschertätigkeit zu stellen, so antwortet er lapidar: „Geschichte ist dazu da, sie zu erforschen. Wer nicht gräbt, kann nichts finden“. Was ihn dabei fasziniert, sind die Geschichten, die während der Forschungsarbeit zum Vorschein kommen, menschliche Schicksale, die es aufzuklären gilt. Aus dem ursprünglichen Hobby wurde eine Art Verpflichtung: “Die Namen und Gesichter der Menschen, die ich während meinen Recherchen fand, sind längst „alte Bekannte“, diejenigen, die neu in Unterlagen und Dokumenten auftauchen, fordern dazu auf ihr Schicksal zu erforschen. Wenn dies gelingt, ist wieder eines der unzähligen Opfer dieser unheilvollen Zeit dem Vergessen entrissen“. Zahlreiche Schicksale von Südtirolern konnten auf diese Weise geklärt und den Nachkommen mitgeteilt werden. Das österreichische Schwarze Kreuz verlieh Alexander Schwabl für seine langjährigen ehrenamtlichen Tätigkeiten das Große Ehrenkreuz, der Kaiserschützenbund Tirol zeichnete ihn für „außergewöhnliche Leistungen in der militärischen Traditionspflege Österreichs“ aus.

 

 

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